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Für Ärzte - Blutungsneigung


Zahlreiche angeborene (hereditäre) oder erworbene Gerinnungsdefekte können zu einer gesteigerten Blutungsneigung bzw. einem erhöhten Blutungsrisiko bei Eingriffen und Interventionen führen.

 

Zu betonen ist, dass Gerinnungsdefekte, die zu einer Blutungsneigung führen können, häufig nicht durch die üblicherweise durchgeführte Routine-Gerinnungsdiagnostik ("Quickwert", aPTT, Blutbild) erfasst werden. Schwachpunkte dieser Diagnostik sind insbesondere der unsichere Nachweis des von-Willebrand-Syndroms, dessen hereditäre Form den häufigsten mit einer Blutungsneigung assoziierten angeborenen Gerinnungsdefekt darstellt, sowie der fehlende Nachweis einer Plättchenfunktionsstörung als häufigsten erworbenen Gerinnungsdefekt. Zudem wird der Faktor XIII-Mangel durch die Routine-Gerinnungsdiagnostik nicht erfasst. Zum sicheren Nachweis oder Ausschluss eines Gerinnungsdefektes ist daher eine erweiterte spezielle Gerinnungsdiagnostik erforderlich.

 

Indikationen für eine erweiterte Gerinnungsdiagnostik in der Gerinnungssprechstunde sind insbesondere Zeichen einer vermehrten Blutungsneigung:

 

  • wiederholtes Nasenbluten unklarer Genese (Epistaxis)
  • starke oder verlängerte Regelblutung (Hypermenorrhoe)
  • Neigung zu blauen Flecken (Hämatomen) oder punktförmigen Blutungen (Petechien)
  • wiederholtes übermäßiges Zahnfleischbluten
  • Einblutungen in die Gelenke oder in die Muskulatur
  • vermehrte Blutungsneigung bei Bagatell-Verletzungen
  • vermehrte Blutungsneigung bei operativen und zahnärztlichen Eingriffen

 

Auch die weitere Abklärung einer auffälligen Routine-Gerinnungsdiagnostik, z.B. einer unklaren Verminderung des „Quickwertes“, eine aPTT-Verlängerung oder eine Thrombozytopenie sind häufige Vorstellungsgründe.

 

Des Weiteren ist bei einer familiären Belastung hinsichtlich Gerinnungsstörungen eine Vorstellung von Angehörigen möglich, um bei diesen einen entsprechenden Gerinnungsdefekt auszuschließen. Genetisch-bedingte Gerinnungsstörungen, bei denen dann eine familiäre Abklärung zu erwägen ist, sind etwa das von-Willebrand-Syndrom und die Bluterkrankheit („Hämophilie“). Auch nicht-erbliche, erworbene Gerinnungsdefekte werden in unserer Einrichtung abgeklärt und therapiert: Häufiger Vorstellungsgrund ist eine Thrombozytopenie, die häufigste Differenzialdiagnose im Erwachsenenalter ist die Immunthrombozytopenie (ITP). Auch erworbene Thrombozytenfunktionsstörungen, häufig bedingt durch Einnahme von Medikamenten, werden abgeklärt. Erworbene plasmatische Gerinnungsstörungen können im Rahmen einer Verlust-, Verdünnungs-, oder Verbrauchskoagulopathie auftreten, ferner bei fortgeschrittenen Lebererkrankungen (Leberzirrhose), Amyloidose, intestinalen Resorptionsstörungen oder im Rahmen eines nutritiven Vitamin K-Mangels. Gefürchtet ist die erworbene Hemmkörper-Hämophilie, die durch eine Antikörperbildung gegen Gerinnungsfaktor VIII gekennzeichnet ist und mit einer schweren Blutungsneigung und unbehandelt beträchtlicher Letalität einhergeht.

 

In unserem Gerinnungszentrum bieten wir eine umfassende Abklärung, Beratung und Therapie von Patienten mit vermehrter Blutungsneigung oder bekannten Gerinnungsdefekten an sowie Familienabklärungen an. Hierbei stehen für alle diese Gerinnungsdefekte die entsprechenden diagnostischen und therapeutischen Verfahren zur Verfügung. Patienten mit Gerinnungsdefekten können langfristig an unsere Gerinnungssprechstunde angebunden werden. Für entsprechende Patienten kann im Bedarfsfall das perioperative Management bei Eingriffen festgelegt und eine perioperative Mitbetreuung der Patienten durch unsere Einrichtung erfolgen (z.B. perioperative Gabe von Gerinnungsfaktoren durch uns im Rahmen ambulanter Eingriffe).

 

 

 

 

 

Diagnostik und Behandlung von Gerinnungsstörungen in einer Hand.